Lerne Den Denker zu Beobachten

Überblick

“When the mind is thinking, it is talking to itself.”

– Plato

In diesem Artikel machen wir uns Gedanken über Gedanken. Zu Deutsch: Metakognition.

Es ist die Fähigkeit, Gedanken zu beobachten und mit Gedanken zu spielen.

Ich stelle dir dabei zwei Welten vor:

In der einen, beschreibe ich dich als Anfänger von Metakognition (nicht böse gemeint) und in der anderen als Profi.

Diese beiden Ansichten sind übertrieben. Niemand lebt derart schwarz/weiß. Aber es ist unterhaltsamer.

Anfänger: „Ich bin der, der denkt“

Du hast einen ständigen Strom an Gedanken und denkst, denkst, denkst. Du kannst dies nicht aufhalten, noch ist dir die Möglichkeit überhaupt bewusst. Dabei hast du das Bedürfnis dein Gehirn ständig mit Informationen zu füttern. Seien es Bücher, Webseiten, Gespräche, TV, Social Media, usw.

Du sagst oft Dinge, wie „Wo ist die Zeit geblieben?“ oder „Es ging heute alles so schnell“.

Dabei spürst du nur selten deinen Körper. Du bist kaum in ihm verankert, sondern bist mehr in einer gedanklichen Fantasiewelt. Spürst du z. B. jetzt, wie du sitzt oder liegst?

Du bist der festen Überzeugung deinen Körper und jeden einzelnen Gedanken zu steuern.

Daher verurteilst du dich, wenn du negative Gedanken denkst oder glaubst irgendwas wäre mit dir nicht ganz richtig.

Wenn die Leute wüssten, was du so über den Tag denkst. Nicht auszumalen. Hoffentlich kommt nie eine Gedankenlese-App heraus.

Es fällt dir schwer gedankliche und emotionale Talfahrten aufzuhalten. Dabei versuchst du, so schnell wie möglich wieder glücklich zu werden. Das bedeutet in der linken Hand einen Esslöffel, in der Rechten ein Nutellaglas.

Oder noch eine Stunde vor dem Rechner, mit dem Rotweinglas daneben.

Du suchst nach Feinden, die für deine miese Stimmung verantwortlich sind.

Z. B. die Regierung, dein Chef, dein Partner, der Kapitalismus, Radiomoderatoren usw.

In dieser Phase bist du eine Gefahr für Mensch und Tier.

Du hast Angst vor diesen Talfahrten und vermeidest jeden Trigger, der diese anstoßen könnte.

Auslöser sind z. B. Menschen, die nicht gerade feinfühlig sind und deine Knöpfe drücken (z. B. deine Mutter). Es können auch Gegner sein, die dich beleidigen. Du vermeidest sie. Viele Chancen hast du dir schon entgehen lassen, weil du glaubtest, die Hitze von bestimmten Menschengruppen nicht aushalten zu können.

Trigger können auch Situationen sein. Zum Beispiel einen Vortrag halten; deine Meinung laut aussprechen, Sex oder eine tiefe, emotionale Beziehung.

Umso mehr Trigger du umschiffen möchtest, umso kleiner wird dein Leben.

Irgendwann lebst du in einer Schuhschachtel. Alles ist geplant, damit du bloß nicht irgendwo andockst oder Schmerz erfahren musst.

Täglich grüßt das Murmeltier.

Paradoxerweise kann dieses eintönige Leben zu großem sichtbaren Erfolg führen. Wie beim Bodybuilding machst du fast immer das gleiche und die Muskeln wachsen. Menschen sagen dir, dass du alles richtig machst.

Du hast einen Pudel und fährst Porsche.

Aber glücklich bist du in dieser Stufe nicht wirklich – außer es läuft wirklich alles nach Plan. Das ist selten, aber das ist deine einzige Chance auf tiefes Wohlbefinden.

Es gibt immer Gründe, dass du diese Unruhe wahrnimmst. Deine Rechnung ist einfach: Eliminiere die Problemherde und du bist zufrieden.

Aber es ist wie verhext:

Du löst ein Problem und zwei stechen dir in den Rücken. Es ist ermüdend!

Du fühlst dich oft unter Strom. Paranoid und gehetzt versuchst du deinen Problemen Herr zu werden. Aber oft sind die Störquellen andere Menschen und damit außerhalb deiner Kontrolle.

Herrgott, wenn sie sich doch so benehmen würden, wie du möchtest! Dein Leben wäre so viel einfacher.

Du fühlst dich oft einsam und unverstanden, weil du bist hier und die Welt ist da draußen. Es gibt eine spürbare Kluft zwischen euch beiden. Du bist der Geist in der Maschine. Eine Seele im Tier oder ein laufendes Gehirn.

Jeder denkt so, oder?

InnerWinner – „Ich bin nicht der, der denkt“

The highest form of intelligence is the ability to observe without evaluating.

– Krishnamurti

Du lernst achtsamer zu werden. Dabei erkennst du, dass du oft das gleiche denkst. Es sind Wiederholungen und einige widersprüchliche Informationen, in Form von Bildern, Videoausschnitten oder einer inneren Stimme oder mehrer.

Du fragst dich, warum du so viel Quatsch denkst.

Irgendwann sagst du dir: „Wer zum Henker ist dafür verantwortlich? Hätte ich die Wahl, würde ich nie so denken!“

Es entsteht eine Subjekt-Objekt-Beziehung zwischen dir und mentalen Objekten.

Du lernst Gedanken zu beobachten und verstehst, dass du damit nicht deine Gedanken sein kannst.

Bei manchen mentalen Objekten fällt dies leicht. Bei anderen brauchst du Jahre.

Viele mentale Objekte sind so vertraut, dass du sie nicht hinterfragst. Besonders jene innere Sätze, die mit „Ich“ beginnen.

Aber sobald du dies als nicht du selbst erkennst, stoppt der Gedankenfluss. Erst ein paar Sekunden und mit etwas Übung Minuten oder Stunden.

Ein tiefer friedvoller Zustand! Er ist so ergreifend, dass du dich immer mehr danach sehnst.

Du sitzt dort auf deinem Kissen und lächelst ohne Grund und denkst dir „Wenn mich jetzt jemand sehen würde, würde er glauben, dass ich verrückt wäre“.

Doch dann hältst du inne und erkennst, dass selbst dies nur ein Gedanke ist. Dein Lächeln wird noch breiter.

Es kommt dir nicht mehr vor, als würdest du Gedanken steuern, sondern, dass sie sich dir anbieten. Als würden sie sich vor deine Füße legen, um von dir Beachtung zu erhalten.

Irgendwann interessieren dich nicht mal mehr positive Gedanken. Es ist wie eine App, die du nicht mehr so oft nutzt.

Denn diese Stille dahinter, ist so viel schöner, als jedes noch so glänzende mentale Objekt.

Wochenlange emotionale Talfahrten gibt es für dich nicht mehr.

Du fühlst wahre Macht. Wer kann dich schon verletzen, wenn dich deine Gedanken nicht mehr verletzen können? Wenn du frei von einem inneren Kritiker bist? Einem inneren Peitschenschwinger?

Du fragst dich eh, wer in dir eigentlich genau verletzt werden kann. Wer soll das sein, der mehr Selbstbewusstsein oder Status braucht?

Du findest diesen Teil nicht.

Stell dir vor, dass du nie wieder Selbstvertrauen durch irgendwas oder irgendwen tanken musst. Stell dir vor, nichts und niemand kann dir dein Selbstvertrauen oder Wohlbefinden rauben.

Du kannst nun wirklich wählen, welches Leben du führen möchtest. Alles ausprobieren. Alles schmecken. Die Welt ist dein Zuhause.

Umso entspannter du bist, umso mehr tauchen Gedanken auf, die eine rosige Zukunft zeichnen. Es scheint ein Automatismus zu sein, dass man seine jetzige Gefühlslage auf die Zukunft projiziert.

Geht es dir heute mies, sieht deine Zukunft düster aus. Strahlst du jetzt vor Glück und Energie, dann ist alles möglich.

Umso besser es dir geht, umso heller werden die Visionen. Du wächst zu einem Leader. Menschen gehen zu dir, als wärst du ein Orakel. Du hast die Gabe eine Vision zu zeichnen, die andere begeistert.

Du erhältst immer mehr Wertschätzung. Dabei machst du eigentlich nicht viel. Negative Gedanken kommen hoch. Du beobachtest. Sie gehen. Du beobachtest.

Aber in einer Welt, in der Menschen nicht aus Gedankenkarussellen aussteigen können, ist das eine Superheldenfähigkeit!

Wir nennen diese Menschen selbstbewusst. Sie sind auf das Ziel fokussiert und jeder Gedanke von Zweifel, Selbstkritik usw. wird liebevoll angeschaut und dann geht er von alleine.

Naja, oft benutzen wir brutale Gewalt – sogenannte Willenskraft – um Zweifel oder Selbstkritik zu zähmen.

Michael Jordan konnte dies sehr gut.

“Most people struggle to be present. Do yoga, meditate … Most people live in fear because we project the past to the future. Michael’s a mystic. He’s never anywhere else. His gift was not that he could jump high, run fast, shoot a basketball. His gift was that he was completely present. That was the separator.”

– aus The last Dance

Sein Coach – Phil Jackson – ist ein großer Fan vom Zan Buddhismus. In seinem Buch „Eleven Rings“ erzählt er, dass die Bulls oft miteinander meditiert haben.

Ja, Kultfiguren, wie MJ, Rodman und Kobe Bryant meditieren, während Menschen, die nicht ansatzweise so cool sind (mich eingeschlossen), Meditation für zu esoterisch halten.

Herrlich.

Bleiben wir aber bei dir und deinem Körper.

Deine Beziehung zu deinem Körper wird liebevoller und professioneller. Was ist der Körper? Es klingt sonderbar, aber er wird von dir als ein weiteres mentales Objekt gesehen.

Eine Erscheinung im Bewusstsein. Genauso wie ein Stuhl auf dem du sitzt.

Damit akzeptierst du altern besser. Ja, bis zum Ende gedacht, verlierst du gänzlich die Angst vorm Tod.

Aber dies geht hier auf zu weit, denn ich fürchte, dass der Artikel für viele zu esoterisch wird.

Kommen wir zu einem Tod, den wir alle akzeptieren: Flow. Der Zustand, indem du dich selbst vergisst. Wenn das Spiel einfach geschieht.

Wenn du das Höchste unbedingt erreichen möchtest und es nur eine Möglichkeit gibt, dies zu schaffen: Indem du beiseite trittst und eine andere Intelligenz walten lässt.

So viele Jahre hast du dich an deine Gedanken geklammert, als wären sie alles. Sie gaben dir Wärme und Sicherheit. Wie eine Kerzenflamme schienen sie für dich in der Dunkelheit. Doch du lässt sie los und entdeckst eine Sonne hinter dir.

Du tauscht eine begrenzte Intelligenz, gegen eine offene. Und auf einmal gelingt dir vieles so viel einfacher. Menschen tauchen auf, die dir helfen. Eine geniale Idee jagt die nächste . Es fließt.

In diesem Zustand wird gewinnen unumgänglich.

“The player of the inner game comes to value the art of relaxed concentration above all other skills; he discovers a true basis for self-confidence; and he learns that the secret to winning any game lies in not trying too hard.”

― W. Timothy Gallwey


Das Beste: du fühlst dich angekommen. Nichts muss, alles kann. Endlich Ruhe.

Ein Wechsel der Welten

An manchen Tagen bist du mehr Profi, an anderen mehr Anfänger.

Dabei geht es mir nicht darum, was richtig oder falsch ist. Alles ist richtig! Nur, was ist leichter?

Wie wird man ein Profi in Metakognition? Ein Gewinner des Inneren Spiels? Ein #innerwinner?

Entweder du wirst dazu gezwungen. Z. B. durch eine Scheidung, Nahtoderfahrung, Psychedelische Drogen, Corona etc. Es braucht ein Auslöser für Chaos. Erst dann sind viele bereit nach Innen zu schauen und sich ihren eigenen Gedanken zu stellen.

Oder du bist extrem neugierig. Du schaffst es, das Neugierde immer die Oberhand gewinnt und du lieber lernst, als Recht zu haben. Du bist offen und folgst automatisch dem, was sich auf einfach wahr für dich anfühlt.

Eine Neugierde, der ich gefolgt bin, ist SOMA. Eine interessante Mischung aus Atemarbeit, mystischer Musik und tiefen Momenten der Meditation.

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